Beschreibung meiner Arbeit

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Aus archäologischen Ausgrabungen bearbeite ich Wirbellosenreste, zumeist sind es Insektenbruchstücke (Flügeldecken) .
Die ältesten Grabungen für diese Untersuchungen stammen aus der Bandkeramik (Brunnen aus Erkelenz-Kückhoven und aus Zwenkau und Plaußg / Raum Leipzig), weiter Funde aus Feuchtbodensiedlungen wie Seeufersiedlungen um den Bodensee, Moorsiedlungen aus Oberschwaben, einer Flußufersiedlung Pestenacker /Bayern, sowie latènezeitlichen Siedlungen aus Porz-Lind bei Köln und vom Ohrenberg am Nördlinger Ries, römerzeitliche Brunnen aus dem Braunkohletagebau Hambacher Forst, die jüngsten Funde stammen von mittelalterlichen Latrinen aus Konstanz.
Diese subfoßilen Wirbellosenreste können genauso wie botanische Großreste zu Umweltrekonstruktionen herangezogen werden. Von ganz besonderem Interesse sind dabei die synanthropen Arten, da diese Arten im engen Umfeld der Menschen leben und auf menschliche Siedlungstätigkeiten angewiesen sind. Sie geben heute Auskünfte über anthropogenen Umweltveränderungen, über Vorratshaltung und Wirtschaftsweise.

Preisverleihung des Mitteldeutschen Archäologiepreises 2012 an Edith Schmidt

Schnecken

Die jüngste Grabung stammt aus mittelalterlichen Latrinen aus Konstanz, die älteste aus der Bandkeramik, damit wären die ältesten Käferreste etwa 7000 Jahre alt. Mit diesen Käferresten wird versucht, eine Umwelt, wie sie damals ausgesehen haben könnte, zu rekonstruieren, dabei handelt es sich um Arten, die aus der Umgebung stammen, Offenlandarten, Gebüsch- und Waldarten, Arten feuchter und aquatischer Biotope.
Von ganz besonderem Interesse sind jedoch Aussagen über Wirtschaftweise und/oder Vorratshaltung. Dies ist möglich mittels Resten von syanthrope Arten, also Arten, die in der Nähe des Menschen leben und aus seinen Siedlungsaktivitäten den größten Nutzen gezogen haben. Hierzu gehören Fliegenpuparienhüllresten, die in verschiedenen neolithischen Feuchtbodensiedlungen aus dem Federseebecken in hohen Anzahlen gefunden wurden sowie Vorratschädlingen wie Kornkäfer, Schwarzer Getreidenager, Hausungeziefer mit Messingkäfer, Kugelkäfer, Pelzkäfer und auch Kulturpflanzenschädlinge, die allesamt zahlreich in Verfüllschichten von bandkeramischen Brunnen gefunden wurden. Der flugunfähige Kornkäfer stammt aus dem vorderen Orient und muß den Funden nach zu urteilen zusammen mit den ersten seßhaften Siedlern in der Bandkeramik bereits eingeführt worden sein. Eine Schnecke - vor langer Zeit....
Diese Kornkäferfunde zusammen mit anderen Vorkommen synanthroper Arten belegen, daß die frühen Siedler keineswegs in paradiesischen Zuständen lebten, wie es teilweise angenommen wird.

Wirbellostenreste allgemein

Wirbellosenbruchstücke können ebenso wie botanische Großreste oder Knochenfunde zu Umweltrekonstruktionen sowie zur Aussagen zu Wirtschaftsweise oder Vorratshaltung herangezogen werden, das umso mehr als daß die Tiere in der Regel schneller als Pflanzen auf Umweltveränderungen reagieren.
Allerdings bleibt letztlich nur ein geringer Teil einer ehemaligen Wirbellosenfauna erhalten. Eine Feuchterhaltung besteht zumeist in See- und Flußufersiedlungen sowie in Moorsiedlungen, in Brunnen und Latrinen, dagegen gibt es in Trockenbodengrabungen keine Käferreste, zuweilen kommen Schneckenschalen vor. Ein Großteol der Funde machen Insektenreste aus, wie Käferbruchstücke, Fliegenpuparienhüllen und verschiedene Mundwerkzeuge. In den Seeufersiedlungen kommen überwiegend Schalen von Muscheln und Wasserschnecken vor.
Käferbruchstücke, in der Regel Flügeldecken, aus Chitin bleiben unter Sauerstoffabschluß im dauerfeuchten Milieu und bei niedrigen Temperaturen erhalten. In basenreichen Sedimenten findet man in hohen Anzahlen Schalen von Schnecken und Muscheln, Käferreste bleiben in diesem Milieu kaum erhalten.